Landleben, Brotbacken, Hopfenernten und eine Gitarre
Martina Bogdahn liest aus ihrem Debüt "Mühlensommer"
Danach: Martina Bogdahn mit ihrem Roman in der Hand im Kreise des Lesbar-Teams
"Du musst unbedingt Kabarett machen!" So lautete einst die Empfehlung eines Freundes. Aber das konnte sich die quirlige Martina Bogdahn überhaupt nicht vorstellen. "Dann schreib wenigstens ein Buch!"... So fing alles an und jetzt hält sie es stolz in ihren Händen: "Mühlensommer". Die Geschichte vom Leben auf dem Land, vom Leben ihrer Familie auf einem Einöd-Hof irgendwo in Mittelfranken, von ihrem eigenen Leben. Durchaus zwiespältig fühlt sie sich, immer schwankend zwischen dem Sehnsuchtsort ihrer Jugend, der Großstadt, in der sie unbedingt in einer Straße ohne irgendeinen Baum wohnen wollte. Hauptsache weg von der Einöde. Und andererseits dem Gefühl, das man am besten mit dem Wohlfühl-Begriff Heimat umschreiben kann: Die Jahrhunderte alte Mühle ihrer Kindheit, der Geruch frischgebackenen Brotes, das Plätschern des Baches...Privilegiert fühlt sie sich, weil sie beides in sich trägt und leben kann. Authentisch und geerdet unterhielt Martina Bogdahn ihr Publikum in der Lesbar mit mehreren Kapiteln aus Mühlensommer. Dabei bezog sie es immer wieder ein. So war auf Handzeig der Autorin unisono aus den vielen anwesenden Mündern wiederholt der Ausruf "Obacht!" zu hören - wie seinerzeit von ihrer Oma beim Betätigen der schweren Hopfenmaschine. Spaß und Lebensfreude pur in der Lesbar. Und als Zuckerl zum Schluss nahm Martina Bogdahn auch noch ihre Gitarre zur Hand und sang eine gefühlvolle Ballade. Wunderschön der Song, die Stimme, der Abend.
Ein starker Auftritt
Slata Roschal erzählt Nachdenkliches über eine Frau im Hotelzimmer
"Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten", so der Titel des neuesten Romans der jungen, aber schon renommierten Autorin, den sie in der Lesbar präsentierte. Er handelt von einer Frau, die sich ein Zimmer in einem Hotel nimmt, sich dort tagelang einsperrt und nachdenkt. Über ihr Leben, über die Welt und das Ende. Kein einfaches Unterfangen, diese komplexen Reflexionen in Worte zu fassen und in einer guten Stunde der Zuhörerschaft in der Lesbar zu vermitteln. Genau das gelang aber Slata Roschal auf ruhige und sprachlich brillant akzentuierte Weise. Sie las mehrere kurze Episoden aus ihrem hochgelobten Roman, und machte dem interessiert lauschenden Publikum mit verbindenden Erläuterungen die Gedankenwelt der Protagonistin zugänglich. Man konnte sich gut zurechtfinden im Hotelzimmer und in dieser nicht immer stringenten Gedankenwelt. "Wenn sie sich einen guten Psychotherapeuten genommen hätte, dann hätte es dieses Buch nicht gegeben - und das fände ich einfach schade." Dafür gab es breite Zustimmung im vorwiegend mit Frauen besetzten Publikum. Als Bonmot und auf Wunsch einer Zuhörerin verabschiedete sich die Autorin mit einem kurzen Gedicht aus ihrem neuesten Lyrikband. Auch das ruhig und nachdenklich machend.